Montag, 22. Juli 2013

About life #2 or: "A man who dares to waste one hour of time has not discovered the value of life."


Meine Lieben,

schon wieder ging eine Woche ohne Post auf meinem Blog vorbei. Bei jedem von euch, den das wirklich stört, möchte ich mich gerne entschuldigen. Die letzte Woche war für mich eine Art Rückkehr, vollends damit beschäftigt, nachzuholen und in Erfahrung zu bringen, was ich während meiner Abwesenheit verpasst habe - und das war wirklich so einiges. Voll und ganz entgegen meiner Erwartungen, dass hier auf dem Dorf alles dem Stillstand verfallen ist. Das Leben nimmt nur allzu oft Wendungen, die man nicht vorher gesehen hat. So erreichte mich letzten Dienstag eine Nachricht, die meinen Alltag und meine Denkweise völlig auf den Kopf stellt. 



Sicher hat jeder Freunde aus dem Sandkasten, dem Kindergarten, der Grundschule, die man ewig kennt und mit denen man teilweise über Monate und Jahre hinweg keinen Kontakt hat und die aber trotzdem für immer ein Teil des eigenen Universums sein werden. Freunde, mit denen man in der Vergangenheit sehr viel geteilt hat und mit denen es sich bei jedem zufälligen oder verabredeten Treffen wieder so anfühlt wie damals, als wir klein waren und uns selbst noch nicht so wichtig genommen haben. Eine meiner liebsten Freundinnen aus dieser Zeit schrieb mir vergangene Woche, just in dem Moment, als ich mich nach einem mehrstündigen Wasch- und Bügelmarathon auf den Balkon zum Sonne tanken legen wollte und fragte, wie es mir denn ginge und ob ich endlich aus Berlin wieder Zuhause sei. Nichtsahnend und typisch Deutsch beklage ich mich also über die Tonnen an Bügelwäsche und über die Einöde des Landlebens, die mich schon wieder mit voller Wucht getroffen hatte, erkundigte mich anschließend, wie es ihr denn geht und was es Neues gibt. Die nächsten Sätze waren ein Schock für mich, der mir den Boden unter den Füßen wegriss. Sie habe gerade die zweite Chemotherapie hinter sich, Diagnose Lymphknotenkrebs. 

Dieses unbeschreiblich schreckliche Gefühl, wenn man im Bikini auf dem Balkon sitzt, bei beinahe vierzig Grad anfängt zu zittern, auf sein Handy starrt und sich nicht zu helfen weiß. Ich kam mir vor, wie der schlechteste, undankbarste und egoistischste Mensch auf der ganzen Welt - und vor allem wie die mieseste Freundin, die man nur haben kann. 

Was ich mit dieser Geschichte eigentlich sagen möchte, ist, dass wir wirklich vom Leben verwöhnt und dadurch undankbar geworden sind. Wir alle beklagen uns ständig, tagaus tagein, ohne wirklich triftigen Grund, einfach nur des Jammerns willen. Vielleicht sollte sich jeder von uns wirklich einmal den Spiegel vorhalten und sich genau überlegen, worüber wir uns eigentlich beschweren. Über das Wetter, über die Arbeit, über die teure Tasche, die wir uns nicht leisten können und uns klar machen, wie nichtig das alles einfach ist, oder mit einem Schlag werden kann. Jeder einzelne Tag ist das kostbarste Geschenk, dass uns das Leben machen kann - damit kann kein noch so teures Präsent mithalten. Wir alle haben die Möglichkeit, für uns Selbst und für andere, aus jedem Tag das Beste zu machen, Freude, Trauer und Lachen zu teilen und zu durchleben. Man verliert nur allzu schnell aus den Augen, wie wertvoll das Leben wirklich ist. 
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Title Quote: Charles Darwin

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